Dieses Bild zeigt die Watts Towers in South Central Los Angeles

South Central Los Angeles

South Central Los Angeles hat für mich persönlich eine besondere Bedeutung. Keine Stadt der Welt hat mich wohl seit frühester Kindheit mehr fasziniert und geprägt als Los Angeles. Alle Fernsehserien, die ich geliebt habe, wurden hier oder in der Umgebung gedreht. Alle Schauspieler, die ich toll fand, lebten hier. Los Angeles war das Sehnsuchtsziel: so groß, so aufregend, so voller haushoher Palmen und schicker Autos. Als Teenager dann wurde ich wie viele meiner Altersgenossen glühender Anhänger von Rap- und HipHop-Musik. Mit den Filmen des „New Black Cinema“ Anfang der 1990er Jahre wie Boyz ’n the Hood, Juice, Menace II Society oder Higher Learning habe ich zusammen mit den Kumpels viele Samstagabende und- nächte im heimischen Wohnzimmer eingeläutet. Und eines hatten unsere Musik und die Filme alle gemein: ihre Keimzelle South Central Los Angeles.

Aus South Central Los Angeles wird South L.A.

Dieser Bezirk von Los Angeles wurde im Jahr 2003 von der Stadt in “South Los Angeles” umbenannt. Ziel war es, den überaus schlechten Ruf des bis dahin “South Central” benannten Gebietes loszuwerden.  Nichtsdestotrotz steht dieser Name bis heute für Bandenkriminalität, Gewalt und Verbrechen und ist aus dem  allgemeinen Sprachgebrauch nicht verschwunden. Dafür ist der Name South Central LA aber auch viel zu sehr verknüpft mit Ereignissen wie den als L.A. Riots bekannten Unruhen von 1992, als Gründungsort bekannter  Straßengangs wie den “Bloods” oder den “Crips”, und wie oben geschrieben halt auch als Geburtsstätte des Westcoast-HipHop und als Schauplatz vieler Filme des sogenannten “New Black Cinema”.

Von den nachfolgend beschriebenen Orten  gehört tatsächlich nur Watts nach strenger Definiton zu South Los Angeles. Die Städte Inglewood und Lynwood sind eigenständig (ebenso wie übrigens auch Compton), werden im Allgemeinen aber “South (Central) L.A.” zugerechnet.

Watts Towers

Mehr als dreißig Jahre arbeitete der italienische Einwanderer Simon Rodia an dieser Gruppe aus 17 Skulpturen,  deren höchster Turm 30 Meter mißt. 1921 kaufte er sich ein kleines staubiges Dreiecksgrundstück in Watts und  begann ohne Gerüst und irgendwelche Helfer mit den Arbeiten an seinem Werk aus Schrott, Stahl, Beton. Zur Verzierung benutzte er den Müll der Umgebung: Porzellan, Limonadenflaschen, Steine, Ziegel etc. Bis heute  gelten die beiden Haupttürme als die höchsten Betonsäulen der Welt, die ohne Schrauben oder Nieten montiert  sind. 1954 beendete er seine Arbeit, verschenkte sie mitsamt Grundstück an seine Nachbarn, verließ Watts und  lebte noch elf Jahre nördlich von San Francisco. Bis zu seinem Tod kehrte er nie wieder zu den Towers zurück.

1959 ordnete die Stadt den Abriß der Türme an. Zwei Freunde kauften das Grundstück, um das Kunstwerk zu  retten. Trotzdem rückte der Abrißkran an. Die Türme hielten ihm stand – bis der Kran kaputtging. Bei den  schweren Rassenunruhen im Viertel 1965 – bei denen 34 Menschen ihr Leben ließen – wurden sie zum Mahnmal  der Freiheit. 1994 wurden die Towers beim schweren Northridge-Erdbeben beschädigt und daraufhin für lange  Zeit gesperrt, bevor die Reparaturarbeiten 2001 abgeschlossen wurden. Ab 2010 wurden die Skulpturen immer wieder aufwändig restauriert, um sie vor dem endgültigen Verfall zu bewahren. So sind die Watts Towers bis heute ein beliebtes Ziel in South Central Los Angeles.

Die Watts Towers als Movie Location

In Dennis Hoppers 1988er Drama Colors – Farben der Gewalt mit Sean Penn und Dennis Hopper spielt die  Schlußszene vor der Kulisse der Watts Towers. Eine noch gewichtigere Rolle spielen die Türme in der Schlußszene des 1991er Actionfilms Ricochet – der Aufprall. Beim Kampf mit Denzel Washington stürzt John Lisgow von einem der Türme und wird auf einer Stahlspitze aufgespießt.

Kreuzung Florence & Normandie

Die als L.A. Riots bekannten Unruhen in Los Angeles 1992 begannen am 29. April nach dem Freispruch von  vier LAPD-Polizisten, die wegen der Mißhandlung des Afroamerikaners Rodney King vor Gericht gestanden  hatten. Die daraus resultierende Empörung – vor allem der afroamerikanischen Bevölkerung – entlud sich in einem sechs Tage andauernden Gewaltausbruch mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen, der – soweit bekannt –  53 Menschen das Leben kostete, mehrere tausend Verletzte forderte und einen Sachschäden von etwa einer Milliarde Dollar hinterließ. Die tieferen Gründe hierfür sind natürlich sehr viel komplexer, ebenso der genaue Verlauf der Auseinandersetzungen.

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Der 29. April 1992

Als Ort der ersten Gewaltauswüchse gilt die Kreuzung Florence Avenue & Normandie Avenue in South Central Los  Angeles. Etwa zwei Stunden nach Freispruch der vier LAPD-Officer sahen sich hier etwa zwei dutzend Polizisten einer immer größer werdenden Menschenmenge entgegen und zogen sich daraufhin zurück. Bald begannen erste Plünderungen und Attacken auf vorbeifahrende Fahrzeuge. Dann entstehen die wohl bekanntesten Bilder der Unruhen aus einem TV-Hubschrauber, der über der Kreuzung schwebt und landesweit live im Fernsehen berichtet: der weiße Truckfahrer Reginald Denny wird an der roten Ampel aus seinem Lastwagen gezogen und von einer Gruppe afroamerikanischer Jugendlicher fast zu Tode geprügelt. Nicht zuletzt ein auf ihn geworfener Backstein verursacht schwerste Kopf- und Gesichtsverletzungen. Bobby Green, der nicht weit entfernt wohnt und die Live-Bilder im Fernsehen sieht, kommt Denny zusammen mit drei anderen zu Hilfe und fährt ihn in seinem Truck ins Krankenhaus, wo fast einhundert Schädelfrakturen und ein Schlaganfall festgestellt werden. 

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Nur Minuten, nachdem Denny aus der Gefahrenzone befördert wurde, ereignete sich an gleicher Stelle der  Angriff auf den guatemalischen Einwanderer Fidel Lopez. Dieser wurde ebenfalls live in die US-Wohnzimmer  übertragen. Auch er erlitt schwerste Verletzungen.

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Die beiden Tankstellen und Tom’s Liquor, der damals geplündert wurde, befinden sich noch immer an ihrem  damaligen Platz. Bis heute sind Spuren L.A. Riots in South Central Los Angeles zu sehen: es klaffen teilweise noch immer große Lücken in jenen Blocks, wo in den sechs Tagen insgesamt über 800 Gebäude niedergebrannt worden waren.

Die L.A. Riots im Film

Zwei empfehlenswerte Filme nehmen die Ereignisse des Frühjahrs 1992 auf: Dark Blue mit Kurt Russell aus dem Jahr 2002 und Freedom Writers mit Hillary Swank aus dem Jahr 2007.

Angelo’s Burgers

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Äußerlich fast unverändert und heute von einer mexikanischen Kette betrieben zeigt sich der aus dem 1993er Klassiker Falling Down bekannte Burgerladen an der Atlantic Avenue in Lynwood (im Film “Whammy Burger”), in dem Michael Douglas mit gezogener Maschinenpistole die gerade abgelaufene Frühstückszeit verlängert.

Randy’s Donuts

Diesen legendären Laden gibt es schon seit 1953 und mit seinem überdimensionalen Donut auf dem Dach ist er über die Jahre in einem ganzen Haufen Hollywood-Filmen zu sehen gewesen. Ein kleiner Auszug: 

Wenn man auf der richtigen Seite im Flieger sitzt, kann man den riesigen Donut meist beim Landeanflug auf den Los Angeles International Airport aus seinem Fenster sehen.

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Malte

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